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“Erlebnis-Shopping“ oder die Neuerfindung des Einzelhandels

Der stationäre Handel hat sicherlich schon bessere Zeiten erlebt. Immer mehr Filialen von Mode-, Elektro-, Schuh- oder Schmuckhändlern schließen. Was bis zur Corona-Pandemie nur in den kleineren und mittleren Städten sichtbar war, macht sich jetzt auch vermehrt in Großstädten bemerkbar. So sanken 2020 die Spitzenmieten für Handelsimmobilien sowohl in Kleinstädten als auch in den sieben deutschen Metropolen.

 

Wegen des Lockdowns hat sich der „Run“ auf den Onlinehandel verstärkt. So haben während der ersten Schließung im Frühjahr 2020 ein Drittel der deutschen Onlineshopperinnen und -shopper zum ersten Mal etwas im Internet gekauft. Zudem will fast die Hälfte der Konsumentinnen und Konsumenten auch nach dem Ende der Einschränkungen weiter mehr online einkaufen als vor dem Beginn der Pandemie. Sind Handelsimmobilien in deutschen Innenstädten deshalb vom Aussterben bedroht?

 

Wahrscheinlich nicht. Innenstädte werden attraktiv bleiben und ein Anziehungspunkt für Menschen sein. Die Frage ist nur: Was können Stadtzentren ihren Besuchern bieten? Hier hat der physische Handel einen großen Vorteil gegenüber dem Online-Shopping. Waren lassen sich anfassen und anprobieren. Das kommt bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern immer noch gut an. Auch klassische Onlinelabels und –händler wissen das und suchen vermehrt den Weg in den stationären Handel. So auch der Branchenriese Amazon, der jetzt auch in London einen eigenen Supermarkt ohne Kassen eröffnet hat.

Das Erlebnis steht im Vordergrund

Verbraucherinnen und Verbraucher von heute wollen überrascht und unterhalten werden. Einkaufen soll ein positives Erlebnis sein. Im Fall von Amazon kann sich die Kundschaft über das gute Gefühl freuen, lange Schlangen an der Einkaufskasse zu vermeiden und den Laden ganz einfach mit den gewünschten Waren zu verlassen. Geschäfte sind nicht mehr ausschließlich Orte, an denen Menschen Produkte kaufen. Wie vom Kino, Restaurant, Hotel oder dem Museum erwarten sie sich auch vom Einzelhandel einen Unterhaltungswert. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie ihre Strategie anpassen müssen. Die Anzahl der Waren pro Quadratmeter rückt in den Hintergrund. Wichtiger ist, wie Unternehmen ihre Marke und die eigenen Produkte mit positiven Erlebnissen in Verbindung bringen. Ein Laden verfolgt somit nicht mehr den alleinigen Zweck, Waren anzubieten. Verkaufsflächen werden zu einem essenziellen Teil der Geschäfts- und Marketingstrategie eines Unternehmens.

 

Ob Kaffeebar im Bücherladen, Pop-Up Store oder spannende Kooperationen mit anderen Unternehmen: Innovative Konzepte sind gefragt. Durch ihre Präsenz im stationären Handel können Unternehmen direkte emotionale Beziehungen zu Menschen aufbauen. Diese entscheiden dann selbst, wo sie das Produkt einkaufen: vor Ort oder digital. Rund drei Viertel der Deutschen kaufen sowohl online als auch im Präsenzhandel ein. Stationär und virtuell sind demnach zwei gleichwertige Kanäle einer Verkaufsstrategie.

Mehr Flexibilität für innovative Konzepte

Offline oder Online: Beides hat jeweils Vor- und Nachteile. Zusammen ergänzen sich die Angebote. Der stationäre Handel wird dabei unerlässlich bleiben. Weniger Produkte, mehr Erlebnisse – so könnten erfolgreiche Verkaufsflächen der Zukunft aussehen. Für Immobilienentwickler bedeutet dies, dass sie in ihrer Planung auf neue Bedürfnisse reagieren müssen. Die Herausforderung wird darin liegen, Flächen zu schaffen, die sich variabel gestalten lassen. Denn jede innovative Idee ist irgendwann überholt. Händlerinnen und Händler müssen sich deshalb immer etwas Neues einfallen lassen, um spannend zu bleiben. Je flexibler der Gestaltungsspielraum ist, desto besser lassen sich erfolgreiche Konzepte für den Handel umsetzen.

 

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