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Wohnen nach Corona – das Umland lockt!

Die Corona-Pandemie wirkt sich auf viele Lebensbereiche aus – auch auf das Wohnen. Allerdings sind die Veränderungen andere, als wir sie im Frühjahr dieses Jahres erwartet haben. Als das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben im ersten Lockdown fast vollständig zum Erliegen kam, äußerten einige Experten die Vermutung, dass der Erwerb von Wohnimmobilien zurückgehen würde. Sie glaubten, dass potentielle Käufer und Bauherren aus Sorge vor Einkommenseinbußen erst einmal abwarten würden, wie sich die Lage entwickelt. Andere gingen im Gegenteil davon aus, dass der Wohnimmobilienmarkt als „safe haven“ nun besonders gesucht sein würde.

Nachfrage nach Einfamilienhäusern steigt seit Beginn der Pandemie

Der Sommer und Herbst des Jahres bestätigten die positiven Erwartungen mit einer anhaltend hohen Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt. Eine Erklärung dafür liefert die Pandemie selbst: Sie zwang die Menschen, sich vor allem zuhause aufzuhalten. Bei vielen verstärkte der unfreiwillige „Hausarrest“ das Bedürfnis nach mehr Platz, einem eigenen Garten oder auch nur nach frischerer Luft am Wohnort. Wer es sich leisten kann – und das sind wegen der anhaltend günstigen Finanzierungsbedingungen immer noch viele Menschen – sucht deshalb nach einem Grundstück, einem Haus oder einer größeren Wohnung im Grünen.

Eine Studie des Verbands der Sparda-Banken und des Instituts der Wirtschaft hat aktuelle Zahlen untersucht. Sie stellt fest, dass es insbesondere die Menschen in Ballungsräumen zum Einfamilienhaus im Umland drängt. Schon vor der Coronakrise konnten sich viele Menschen eine Immobilie nur noch im „Speckgürtel“ einer Großstadt leisten. Doch die Pandemie hat den Trend zur Suburbanisierung erkennbar verstärkt. Auf Immobilienportalen stieg die Nachfrage nach ländlichem Wohnraum um 50, teilweise um 100 und mehr Prozent.

 

Arbeiten, Einkaufen, Sporttreiben – alles verändert sich

Die Ursachen dafür sind vielschichtig: Eine von ihnen bildet das Bedürfnis nach „Cocooning“ in den eigenen vier Wänden, mit dem viele Menschen auf die Bedrohung durch das Virus reagieren. Abstand zum Nachbarn ist heute wieder wichtig und gewollt. Aber auch die Veränderungen in der Arbeitswelt hin zu hybriden Arbeitszeitmodellen gehören dazu. Wer gelegentlich oder regelmäßig im Homeoffice arbeitet, toleriert einen langen Arbeitsweg eher als diejenigen, die täglich pendeln müssen. Auch unser verändertes Konsumverhalten verdichtet die ländlichen Räume weiter. Denn Online-Shopping und Lieferdienste machen das Fehlen von Kaufhäusern und großen Einkaufszentren weitestgehend wett. Sie bieten ein entspanntes Einkaufserlebnis ohne den Stress von verkehrstechnisch kollabierenden Innenstädten. Ähnliches gilt unter Corona für unser Freizeitverhalten. Solange Kultur- und Sportangebote nur medial wahrgenommen werden können, ist die Erreichbarkeit von Konzerthallen, Kinos und Fitnessstudios irrelevant für die Wohnwortwahl.

 

Wer Platz braucht muss raus aus der Stadt

Hinzu kommt der Mangel an großen Wohnflächen in den Städten. Während diese in den Metropolen durchschnittlich 86 Quadratmeter beträgt, bieten über 40 Prozent der angebotenen Wohnungen in der Peripherie 120 Quadratmeter. Familien bleibt oft gar nichts anderes übrig, als aufs Land zu ziehen, wenn sie mehrere Kinder- und dazu ein Arbeitszimmer benötigen.

Auch die Bezahlbarkeit entscheidet selbstverständlich über den Wohnort. Für dieses Kriterium gibt es keine amtliche Definition. Doch die meisten Menschen empfinden das Wohnen als zu teuer, wenn sie 40 Prozent ihres Einkommens oder mehr dafür ausgeben müssen. Legt man das als Maßstab zugrunde, sind 14 Prozent aller Deutschen durch hohe Wohnkosten belastet. In den Metropolregionen liegt ihr Anteil allerdings deutlich höher, denn hier gehen verfügbares Haushaltseinkommen und Durchschnittsmiete/-preis für Wohnraum schon lange getrennte Wege. Auch das dürfte ein Grund dafür sein, dass Häuser und Wohnungen im Umfeld der Ballungsräume stärker nachgefragt werden denn je.

 

Das Umland wird teurer

Allerdings zeigt die Studie, dass diese Begehrlichkeiten immer teurer werden. Die Preise für Wohnungen im Umfeld von Berlin, München, Köln, Hamburg und Stuttgart sind in den vergangenen Jahren steiler angestiegen als für Immobilien in den Kernstädten. Corona hat diese Entwicklung nicht gebremst, sondern eher noch angetrieben. Dennoch bleibt Wohnraum vor den Toren der Städte im Schnitt fast 55 Prozent günstiger als in der City.

Offen ist, wie sich der Trend zur Suburbanisierung entwickelt, wenn die aktuelle Corona-Pandemie überwunden ist. Bleibt die Neigung zum Abstandhalten, zum medial vermittelten Kultur- und Sporterlebnis und zum Einkauf per Mausklick bestehen? Oder löst das allgemeine Nachholbedürfnis eine Gegenbewegung zu traditionellen Konsumformen (Märkte, Einzelhändler), Festivals und Mitmach-Events und vielleicht auch zum Wohnen in engerer Gemeinschaft aus? Diese Fragen kann heute niemand verlässlich beantworten. Aber fast immer wird eine Krise von den Maßnahmen überlebt, die sie zu überwinden halfen. Unser Zuhause wird für einige Jahre der Lebensmittelpunkt vieler Menschen bleiben, zumindest dann, wenn es wie auf dem Land genügend Raum für Abstand bietet.

 

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