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Erwerb schlägt Miete – auch in der Corona-Krise?

Wir Deutsche sind Weltmeister im Sparen. Daran ändert auch die Coronakrise nichts – im Gegenteil: Laut Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR wird die Sparquote 2020 sogar auf 11,9 Prozent steigen, obwohl sich das verfügbare Einkommen wegen Kurzarbeit und anderer wirtschaftlicher Pandemiefolgen reduzieren dürfte. Viele Menschen bleiben offenbar trotz der inzwischen wieder verfügbaren Konsumangebote zurückhaltend und verschieben Anschaffungen oder Investitionen erst einmal auf später. Das ist nachvollziehbar, aber nicht immer geschickt. Wer zum Beispiel aktuell zur Miete wohnt und eigentlich gern umziehen möchte, der sollte den Kauf einer Immobilie ernsthaft erwägen – auch und gerade jetzt. Denn anders als die meisten Menschen meinen, ist der Immobilienerwerb häufig der bessere Weg ins neue Zuhause.

 

Bundesweit ist Kaufen günstiger als Mieten

Eine aktuelle Studie unter Leitung des Immobilienexperten Prof. Dr. Michael Voigtländer vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass das Wohnen in der eigenen Immobilie derzeit fast überall in Deutschland günstiger ist als zu mieten. Die Untersuchung basiert auf Zahlen aus dem Jahr 2019 und errechnet für Eigentümer im Vergleich zu Mietern im deutschlandweiten Durchschnitt einen Spareffekt von 48,5 Prozent. Monatliche Selbstnutzerkosten in Höhe von 4,94 Euro pro Quadratmeter stehen Mietkosten von 9,61 Euro gegenüber.

Berücksichtigt wurden dabei die Darlehenszinsen und die Nebenkosten für den Erwerb einer Immobilie sowie die Ausgaben für ihre Instandhaltung. Auch entgangene Zinsen, die auf anders investiertes Eigenkapital angefallen wären, flossen in die Berechnung ein. Diese Gesamtkosten wurden mit der durchschnittlichen Nettokaltmiete eines gleichwertigen Objekts bei Neuvermietung verglichen. Selbstverständlich variieren die Ergebnisse regional sehr stark. Dennoch besteht in 393 von 401 Kreisen und kreisfreien Städten ein Kostenvorteil für Käufer. In den sieben Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt a. M., Hamburg, Köln, München und Stuttgart bewegt er sich zwischen
35,1 Prozent und 59,5 Prozent.

 

Pandemie-Auswirkungen sind schwächer als erwartet

Die Gretchenfrage bei alldem ist aber: Was passiert durch und nach Corona? Bremst die Krise den Immobilienaufschwung aus? Auch damit hat sich die Studie beschäftigt. Sie geht davon aus, dass die Zinsen in naher Zukunft niedrig bleiben oder weiter fallen. Das sei zum einen politisch gewollt und durch die EZB angestrebt, zum anderen auch eine historische Erfahrung aus früheren Wirtschaftskrisen. Da die Immobilienpreise in Deutschland substanziell begründet sind, ist auch ein heftiger Preisverfall durch Corona nicht zu erwarten. Nach wie vor übersteigt die Nachfrage die Neubauaktivitäten und Immobiliendarlehen sind konservativ besichert. Allerdings wirkt sich die Pandemie wirtschaftlich je nach Region und Branche unterschiedlich stark aus. Daher kann es an tourismusgeprägten Standorten oder solchen mit einer besonderen Abhängigkeit von krisengeschüttelten Branchen (Non-Food-Einzelhandel) zu sinkenden Preisen kommen.

Die aktuellen Statistiken zeigen allerdings, dass sich weder die von manchen befürchteten flächendeckenden Mietrückstände oder gar -ausfälle noch Einbrüche im Preisniveau bewahrheiten. Zwar knickte die Anzahl der Miet- und Kaufangebote im April ein, erholte sich im Mai aber genauso schnell wieder. Das Miet- und Preisniveau zeigte sich von der Krise bisher unbeeindruckt. Das Baufinanzierungsgeschäft stieg laut Bundesbank im April sogar um mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr an.

Insbesondere Käufer scheinen es demnach mit Winston Churchills „Never waste a good crisis“ zu halten und die derzeitige Situation als geeigneten Zeitpunkt für eine Immobilienentscheidung anzusehen.

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